Nick, Nick
Eine Perspektive der Vögel auf unsere Welt
An der alten Schlossruine über der tiefen Schlucht am Berghang
da liegt eine namenlose Steinskulptur, die lächelnd ihren Kopf mit ihrer Hand stützt.
Obwohl eine Seite dieser Skulptur zerbrochen
und auf dem Boden verstreut ist,
glänzen die Augen- und Lippenlinien noch sanft
unter dem zerbrochenen Haarschmuck der Skulptur.
"Auf der Rundung eines Schulterfragments
teilen zwei Tauben ihre Liebe,
reiben dabei ihre Schnäbel aneinander."
Auf der Rundung eines Schulterfragments
teilen zwei Tauben ihre Liebe, reiben dabei ihre Schnäbel aneinander.
Das Sonnenlicht, das zwischen den Bäumen hindurchgefallen ist,
streift die Wange der Skulptur
und verfolgt dann eine winzige Ameisenprozession auf ihrem Weg.
Ein weiteres Taubenpaar sitzt
auf dem sich über die Steinskulptur hinüberbeugenden Ast,
für den Rest des Tages.
Auch an ihren Füßen, prrr, prrr,
auf ihrer leicht eingesunkenen Taille, prrr, prrr...
Als ob sie einander immer wieder grüßen, prrr, prrr,
so sitzen sie da, wenn das Flattern ihrer Flügel zur Ruhe gekommen ist,
und mit geheimnisvollen Geräuschen teilen sie ihr aufsteigendes Glück
gurrr-gurrr, gurrr-gurrr...
"Die tief schimmernden Augen,
die Heute und Morgen und alles im Jetzt zu enthalten scheinen,
sehen so aus, als ob sie das Glück der Taubenvögel teilen können."
Die tief schimmernden Augen,
die Heute und Morgen und alles im Jetzt zu enthalten scheinen,
sehen so aus, als ob sie das Glück der Taubenvögel teilen können.
Vielleicht flüstert sie aber von noch einer anderen Welt
in dieser verlassenen Schlossruine?,
ihre Lippen bewegen sich leicht, als ob sie irgendetwas murmelt mitten in dieser großen Stille.
Ihr Puls klingt so friedlich wie die Klänge der Wassertröpfchen,
die nach einem Regen von den Blättern fallen,
tak, tak, tok-tok.
Die Vögel scheinen das zu hören,
vielleicht nicken sie deshalb ab und an mit ihren Köpfen,
um mit dem Puls überein zu stimmen?
Mal - auf der Schulter, nick, nick,
mal - auf dem Ast darüber, nick, nick-nick,
mal - da am Fuß, nick, nick,
und dort auf ihrer leicht eingesunkenen Taille, nick, nick-nick.
"... bis am Abend vom erfrischenden Wind
der heiße Nachmittag fortgewaschen wird,
bis morgen, das bald heute wird."
Vielleicht versammeln sie sich heute hier,
die Tauben von ein paar hundert Jahren vorher
und die Tauben von ein paar hundert Jahren nachher,
um mit dieser gemütlich daliegenden Skulptur leise zu flüstern.
Die Tauben nicken mit dem Kopf,
sie hören zu, während sie flüstert.
Manchmal zittern sie am ganzen Körper grrr
als ob sie leise antworten.
Was flüstern die denn alle,
hier und da, grrr, grrr, tak, tak, tok-tok!
Dazwischen bedeckt das silberne Lächeln
der unbekannten, gemütlich daliegenden Skulptur mit Wärme
ihre zur Hälfte zerbrochenen steinernen Körperstücke,
zwischen denen weggeworfene rote Kappen von Colaflaschen
und blaue Kappen von Plastikwasserflaschen verstreut sind.
Ja, ja... sie lächelt sich an.
Grrr, grr, tak, tak, tok-tok,
die Tauben machen nick, nick, nick-nick!
So, und so,
bis am Abend vom erfrischenden Wind
der heiße Nachmittag fortgewaschen wird,
bis morgen, das bald heute sein wird.